Zukunft der Bildung

Lernen im Zeitalter von KI

Auf dem Weg von der industriellen in die digitale Gesellschaft wird sich auch unsere Bildung ändern. Nicht nur die Schule und Universitäten, sondern generell wie wir lebenslang lernen, privat und in Unternehmen. KI wird uns dabei unterstützen und unser Bild von Bildung komplett auf den Kopf stellen.

Kompetenzen treten an die Stelle von Wissen

Was haben wir früher gebüffelt, um uns Wissen anzueignen. Auswendig gelernt, verinnerlicht, mit Hilfe von Beispielen das Wissen vertieft. Wissen war eine Grundlage unserer Gesellschaft. Wir haben es als Basis genutzt, um darauf aufbauend mit unseren eigenen Erfahrungen einen umfangreichen Wissensschatz zu erlangen. Aber nicht nur Menschen, auch Unternehmen haben Wissen gehortet. Hier ist es sogar noch anschaulicher: Unternehmen mit einem hohen Wissen über Produkte, Produktion, Kontakte, Vertriebswege, haben meist auch einen hohen Marktwert. Oft haben Unternehmen Nischen für sich entdeckt, ein sogenanntes „einzigartiges Wissen“ in einem speziellen Bereich angehäuft und sind damit in diesem Bereich Weltmarktführer geworden.

Wissen ist zunehmend frei verfügbar. Menschen oder Unternehmen mit besonders großem Wissen haben heute nicht mehr den Vorteil, den sie in der Industrialisierung hatten. Denn dieser Vorteil kann von jedem Menschen per Knopfdruck gleichgezogen werden. Viel wichtiger ist, mit welcher Kompetenz das weltweit verfügbare Wissen umgesetzt wird. Menschen müssen sich also Kompetenzen aneignen, nicht Wissen. Kompetenzen wie Innovationsfreudigkeit oder normativ-ethische Einstellung, wie Folgebewusstsein oder die Offenheit für Veränderungen.

Auch das Storytelling und die Vermittlung von Inhalten gehört dazu. Denn die Kommunikation unter Menschen wird wichtiger werden. Nur durch Interaktion können wir unsere Kompetenzen weiterentwickeln. Das geht nicht durch stilles Lernen (wie bei der Aneignung von Wissen). Das Interagieren mit anderen, um unsere Kompetenzen zu trainieren, hört jedoch nie auf. Denn die Umgebung verändert sich. Um hier jeweils auf einem aktuellen Stand zu sein, haben wir eine eigene große Verantwortung - eine unserer Schlüsselkompetenzen.

Wird es zukünftig noch einen Abschluss für Bildung geben?

Wir werden zukünftig nicht mehr aufhören, zu lernen. Gibt es heute noch einen Abschluss (in der Schule, an der Uni), der uns in der Industrialisierung auf viele Jahre mit „Wissen“ versorgt hat, müssen Kompetenzen immer wieder auf neue Umstände angepasst werden. Wir müssen lernen, dass ein einmal eingeschlagener Weg, beim nächsten, ganz ähnlichen Problem, besser ein ganz anderer ist.

KI verändert zudem unsere Realität. Konnten wir bisher nur aus der Vergangenheit Erfahrungen anhäufen und für Entscheidungen nutzen, sind wir jetzt in der Lage, auch sehr genaue Zukunftsprognosen in unsere Entscheidungen einzubinden, denn KI kann diese vorher berechnen. Das uns zur Verfügung stehende Wissen bekommt also eine vollkommen neue Perspektive. Es birgt aber auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung, dieses neue Wissen über die eigenen Kompetenzen mit anderen Menschen zu teilen und im Sinne allgemeiner und individueller Werte einzusetzen.
In Schulen werden wir uns zukünftig also nur noch ein gemeinsames Grundwissen aneignen wie Schrift, Sprache und grundsätzliche Praktiken zur Kompetenzerlangung. Je nach Ausprägung unserer Interessen und den wachsenden Kompetenzen, werden wir dann Lernpfade betreten, die gezielt unsere Kompetenzen schulen. Das wird bei jedem Menschen individuell der Fall sein.

Über KI werden wir Aufgaben gestellt bekommen, die nur für uns gelten. Selbst wenn wir mit Lernpartnern an derselben Aufgabe arbeiten, werden wir unterschiedliche Herausforderungen meistern. Das ist auch richtig, denn wir haben ja jeweils ganz individuelle Ausprägungen von Kompetenzen, die wir jeweils für die Lösung eines Problems einsetzen können (Wissen war früher eher gleichartig).
Neuronale Netze sind eine ursprünglich biologisch inspirierte Methode des maschinellen Lernens.
Prof. Dr. Stefan Wrobel, Fraunhofer-Institut

Potenziale und Risiken frühzeitig erkennen

Rechtzeitig die Potenziale und Risiken in der Entwicklung von Schülern zu erkennen, kann den Lernerfolg erheblich steigern. In Tacoma, Washington ist das gelungen.

Mit Hilfe einer breiten Analyse durch KI sind Schüler nicht nur erfolgreicher, sondern haben auch mehr Spaß am Lernen und Leben in der Stadt.

Lebenslanges lernen mit der Unterstützung von KI

Dieses Vorgehen zieht sich durch die Universität bis in unser Berufsleben und den lebenslangen Alltag. KI wird uns dabei unterstützen. Direkt, da sie uns vorschlägt, was wir am besten vertiefen und indirekt, da sie uns grundsätzlich neue und bessere Informationen zur Verfügung stellt als wir je hatten. Auch wissen wir sie uns vorausschauend zur Verfügung stellen.

Wir müssen aber selbst die Verantwortung übernehmen, diese Angebote entsprechend zu nutzen und gemeinsam mit anderen Menschen umzusetzen. Dabei spielt wiederum der verantwortungsvolle Einsatz unserer Kompetenzen und Möglichkeiten eine Rolle. Unser Leben wird sich in Bezug auf Bildung also erheblich ändern, sehr viel individueller und damit eigenverantwortlicher werden.

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