Neue Wege in der Medizin

Ethische Aspekte von KI in der Gesundheitsvorsorge

In Zukunft werden wir weniger krank! Denn KI wird uns helfen, erste Anzeichen zu erkennen und Krankheiten zu vermeiden. Sie wird aber auch erkennen, dass wir bestimmte Krankheiten bekommen oder uns bei Diagnosen unterstützen. Hierbei ist eine ethische Auseinandersetzung mit der KI notwendig.

Die Erkenntnis vor der Krankheit

Stellen Sie sich vor, allein aufgrund der Frequenz Ihrer Stimme, die Sie beim Telefonieren im Hintergrund einem Gesundheitsanbieter übertragen, können Sie zukünftig erfahren, dass Ihr Immunsystem angegriffen ist und Sie drohen eine Erkältung zu bekommen. Und das so rechtzeitig, dass Sie noch etwas dagegen tun können. Was Sie tun können, wird Ihnen die KI ebenso vorschlagen, basierend auf Ihrem persönlichen Lebensstil. Es wird sogar möglich sein, Krankheiten wie Alzheimer 20 oder 30 Jahre im Vorhinein zu diagnostizieren und Ihnen Empfehlungen mit auf den Weg zu geben, so dass diese Krankheit sehr viel später bei Ihnen ausbrechen wird - möglicher Weise werden Sie das dann nicht mehr erleben.

Aber es ist nicht nur die Stimmfrequenz. Wir werden Sensoren an verschiedenen Stellen unseres Alltags haben, die uns beobachten und unsere Gesundheit im Auge haben. Von der Smartwatch, über Sensoren im Bett, bis hin zur Analyse unserer Ausscheidungen im Badezimmer. KI wird diese Daten sammeln, kontinuierlich auswerten und uns Empfehlungen geben. Die Entscheidung, ob wir diese Empfehlungen annehmen, müssen wir allerdings selber treffen. Das ist zunächst einmal die Situation, in der wir ethische Entscheidungen auf unser eigenes Leben anwenden.

Neue Fragen nach der Diagnose

Das klingt zunächst einmal nach dem Paradies auf Erden. Ist es auch in vielen Belangen. Aber was, wenn die KI die Diagnose stellt, dass wir eine schweren Krankheit, bekommen werden, die man nicht abwenden kann? Möchten wir diese Information auch vorher wissen? Oder in welchem Alter möchten wir sie wissen und ab welchem nicht mehr? Und wenn, wie möchten wir die Diagnose vermittelt bekommen? Oder was ist, wenn ein alter Mensch mit einer schweren Krankheit ins Krankenhaus kommt: soll KI dann nach human-ethischen oder wirtschaftlichen Belangen auswählen ob eine Behandlung sich lohnt? Und wer trifft letztendlich die Entscheidung?

Hier sind wir an einem wichtigen Punkt im Umgang mit KI. Sie wird uns immer wieder Grundlagen für Entscheidungen liefern. In vielen Fällen aber nicht die Entscheidung selber treffen. Das muss der Mensch auf Basis der Daten mit seinem ihm eigenen ethischen Verständnis tun.
Denn KI hat keine eigene Ethik oder Emotionen. Sie liefert die Ergebnisse, wie sie programmiert wurde. Sie kann unser Leben verbessern, den Verlauf von Krankheiten optimieren, aber sie kann uns nicht die Entscheidungen abnehmen „das“ auch zu tun.

Wenn bisher Krankheiten für „Schicksal“ gehalten wurden, werden wir zunehmend Sicherheit haben, was wann auf uns zukommt. Aber wie reagiert die Umwelt auf eine erkannte Krankheit, einen "Defekt" unseres Körpers? Wer erhält die Information dazu? Arbeitgeber, Sozialsysteme, Familie? Nicht nur im Bereich der Medizin, sondern in vielen Lebensbereichen, stoßen wir auf derartige Ethik-Fragen, die unsere Kompetenzen in neuer Art herausfordern werden.
Seit 20 Jahren liest man regelmäßig, dass der Durchbruch der Künstlichen Intelligenz unmittelbar bevorsteht. Aber jetzt stimmt es wirklich.
Sascha Lobo, Autor und Blogger

Roboter helfen Kindern gesund zu werden

Kinder im Krankenhaus sind oft doppelt belastet. Einerseits krank, andererseits leiden sie unter der Umgebung, fühlen sich alleine.

Roboter mit KI können mit Kindern unterhaltend interagieren. Dabei können sie sogar wichtige Daten über den Gesundheitsfortschritt sammeln. Und sie können Hilfe holen, wenn sie gebraucht wird.

Ethik ist in unserem Alltag überall

Entscheidungen wie diese werden wir zudem nicht nur mit unseren persönlichen Wertvorstellungen abgleichen müssen. Auch Unternehmenskulturen oder gesellschaftliche Entwicklungen sind zu berücksichtigen. Sie könnten ethische Vorgaben machen, anhand derer KI ausgerichtet wird oder wir anhand von Daten entscheiden sollen. Unsere eigene Ethik mag davon abweichen. Gerade mit der Einführung von KI wird jedoch die Kompetenz der normativ-ethischen Einstellung bei uns in vielen Bereichen stark gefordert, da mangels Erfahrungen grundsätzlich neue ethische Fragen aufkommen werden.

Statt „Vermutung“ über zum Beispiel einen Krankheitsverlauf oder die Möglichkeiten zur Gesundung, werden wir zunehmend „Wissen“ haben. Das bringt uns aber dahin, dass wir selbst nicht mehr „vermuten“ wie es werden wird. Wir können in ernsten Fällen nicht mehr „hoffen“. Sondern es gibt klare Szenarien die wir ethisch beurteilen und entscheiden müssen. Wissen ist „Macht“, aber noch viel mehr „Verantwortung“.

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